Sozialkompetenz
Unter Sozialkompetenz als Teil einer Diversitykompetenz verstehen wir, die Gesamtheit an Fähigkeiten Lehrender, in der sozialen Interaktion diversitätsgerecht zu handeln.
Diversität in der Gruppenarbeit
Die Arbeit mit und in Gruppen ist in der beruflichen Praxis wie an Hochschulen weit verbreitet. In Anlehnung an Irene Klein stellen wir Ihnen hier fünf Phasen der Entwicklung vor, die Gruppen typischerweise durchlaufen. Irene Klein legt besonderen Wert auf die Betrachtung des Wechselspiels zwischen Individuum und Gruppe, zwischen Autonomie und Interdependenz und behält immer im Blick, dass Menschen fundamentale Bedürfnisse nach Anerkennung, Bestätigung und Sicherheit in sich tragen.
Diese Übersicht basiert auf der ausführlichen Beschreibung der einzelnen Entwicklungsphasen und den dazugehörigen Empfehlungen aus dem Buch Diversität in der Hochschullehre von Nicole Auferkorte-Michaelis und Frank Linde. Dargestellt werden neben den fünf Phasen mit ihren zentralen Merkmalen einige Beispiele für Herausforderungen, denen sich Studierende und Lehrende in solchen Prozessen gegenübersehen.
Phasen der Gruppenentwicklung | Zentrale Merkmale | Vorrangige Bedürfnisse; Herausforderungen für Studierende | Herausforderungen für Lehrende | Handlungsempfehlungen für Lehrende |
---|---|---|---|---|
Entstehung von Gruppen | Die Fremdheit überwinden | Bedürfnis nach Sicherheit; Wer und wie sind die anderen? Werde ich einen für mich passenden Platz in der Gruppe finden? Was wird von mir verlangt? | Wie kommen die Gruppen zustande, per Zufall, regelgebunden? Wie schaffe ich Gelegenheit zum Austausch und zum Kennenlernen? | Verfahren der Gruppenbildung und der Entscheidungsgrundlage transparent machen. Leitfragen für die gegenseitige Vorstellung anbieten. |
Orientierung in der Gruppe | (S)eine Rolle finden | Bedürfnis nach Sicherheit und Anerkennung; Wer bringt sich wie ein, wer hat das Sagen? Wie kommt mein Verhalten an? Welche Rolle kann ich einnehmen? | Findet die Gruppe zueinander? Wird die Verteilung von Rollen als etwas Normales erlebt? | Kommunikationsregeln anbieten, formelle Rollen vorgeben, die über die Zeit wechseln können (z.B. Leitung, Dokumentation) |
Vertrauensvoll zusammenarbeiten | Sich dazugehörig fühlen | |||
Unterschiedlichkeit zulassen | Anders sein dürfen und doch dazugehören | |||
Die Arbeit abschließen | sich trennen |
Quelle: Klein, Irene, Gruppen leiten ohne Angst. Themenzentrierte Interaktion (TZI) zum Leiten von Gruppen und Teams, 12. Aufl., Donauwörth 2011, Auer.
Weiterführende Inhalte
Diversität in der Hochschullehre. Didaktik für den Lehralltag
DigCompEdu
Die uns allgegenwärtig begegnende Digitalisierung führt auch im Bildungsbereich zu gravierenden Veränderungen. Lehrenden wie Lernenden steht eine Fülle an digitalen Medien zur Verfügung, die Lernprozesse stark verändern. Informationsbeschaffung, -verarbeitung, -speicherung und -nutzung erfahren eine deutliche Beschleunigung, wobei gleichzeitig eine große Menge an Informationen verarbeitet werden kann. Digitale Kompetenz wird damit zu einer neuen Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts. Ihre Förderung und die Ausschöpfung des Potenzials digitaler Medien für das Lehren und Lernen erfordern von den Lehrenden wie den Lernenden ein immer breiteres Spektrum an Kompetenzen. Das Joint Research Center der EU hat dazu einen Kompetenzrahmen entwickelt, der die Breite des digitalen Kompetenzspektrums aufzeigt. Er soll Lehrende beim Einsatz digitaler Medien zur Verbesserung und Innovation von Bildungsangeboten unterstützen.
Wie sich digitale Medien einsetzen lassen, um der Diversität der Lernenden zu begegnen, ist Gegenstand des Bereichs 5: Empowering Learners. Einige der wichtigsten Stärken digitaler Medien im Bildungsbereich sind ihr Potenzial zur Förderung lernendenzentrierter pädagogischer Strategien, zur aktiven Beteiligung der Lernenden im Lernprozess und zur Stärkung der Eigenverantwortung für den eigenen Lernprozess.
Digitale Medien können genutzt werden, um das aktive Engagement der Lernenden zu fördern, z. B. bei der Erkundung eines Themas, beim Experimentieren mit verschiedenen Optionen oder Lösungen, beim Erschließen von Verknüpfungen, beim Verstehen von Zusammenhängen, beim Finden kreativer Lösungen finden oder bei der Erstellung von Artefakten und der Reflexion darüber.
Digitale Medien können außerdem dazu beitragen, die Differenzierung im Unterricht und die individualisierte Bildung zu unterstützen, indem Lernaktivitäten angeboten werden, die auf das spezifische Kompetenzniveau, die Interessen und die Lernbedürfnisse jedes einzelnen Lernenden abgestimmt sind. Gleichzeitig muss jedoch darauf geachtet werden, dass eventuell bestehende Ungleichheiten (z. B. beim Zugang zu digitalen Medien oder den digitalen Fähigkeiten) nicht verstärkt werden und den Zugang für alle Lernenden, einschließlich derer mit besonderen Lernbedarfen, zu gewährleisten.
Quelle: Redecker, Christine, European Framework for the Digital Competence of Educators: DigCompEdu. Punie, Yves (Hrsg.), EUR 28775 EN. Publications Office of the European Union, Luxembourg, 2017. doi:10.2760/159770